Der 4te und letzte Lauf der ersten Swiss Slidewars Championship fand vergangenem Samstag im RC Drift Valley in Couvet (Neuenburg) statt. Trotz covid-19 Problematik waren 20 Drifter am Event anwesend. Ein grosser Name fehlte jedoch in der Startliste, so konnte Seb Thorley leider nicht anwesend sein. Da er aber die ersten 3 Läufe bereits nahezu dominiert hatte, war sein Sieg bereits im Vornherein klar. Ebenso konnte sein Verfolger Marco Thali ebenfalls nichtmehr vom 2ten Platz verdrängt werden. Dies heisst aber nicht, dass keine Spannung in der Meisterschaft vorhanden ist, denn um den Platz 3 kämpften nicht weniger als 4 Drifter. Remo, Diego, Andi und Callum waren alle in Schlagdistanz für den 3ten Meisterschaftsplatz.
Nun zum Layout des Finales: Das gefahrene Layout unterschied sich nicht gross vom normalen Layout, welches im Drift Valley normalerweise gefahren wird. Jedoch gab es dafür extra kleine Clippingpoints und einen grossen Schwerpunkt auf ein aggressives Reinschmeissen nach der Startgerade. Da lag auch der Knackpunkt, welchen einigen Fahrern zum Verhängnis wurden. Dazu später mehr.
Der 4te Verfolger um Platz 3 durfte gerade als Erster seine Qualifikation fahren. Dies gelang ihm (Callum) auch nicht schlecht. Wir wissen ja, er mag aggressive Entries sehr. Leider gab es einige Abzüge wegen Lenkkorrekturen. Somit einen guten Einstand mit 76pt. Direkt im Anschluss musste der aktuelle 3t Platzierte Remo (Drift Palace Team) sein Können unter Beweis stellen. Er wusste, mit einem TQ und den resultierenden +5 Punkten wäre ihm der 3te Gesamtplatz beinahe sicher. Der Run war aber leider zu zögerlich. Ein solider safe-run, aber dies genügte nicht für den TQ-Spot. Schlussendlich 71pt.
Die Nachfolgenden Läufe bewegten sich alle auf ähnlichem Niveau, bis der Lokalmatator Nelson (Drift Valley) sein Heimvorteil ausspielt. In einem sehr sauberen Run, an welchem es nur ein wenig an Aggressivität fehlte, konnte er den aktuellen TQ Platz mit 86pt. sich sichern. Wow, super gemacht.
Nun folgte bereits der 2te Verfolger, Diego (Drift Palace Team). In den Trainings sahen seine Läufe trotz Schwierigkeiten (Motorprobleme und falsche Reifen) gut aus. Im Qualy war aber der Druck merklich zu spüren. Da Diego ebenfalls nicht das volle Risiko einging, und lieber einen soliden run ablieferte, geschah etwas, was er nicht vorgesehen hatte. Bei der Entry verlor er aufgrund des zögerlichen Einleitens die Vorderachse und untersteuerte 3x in die Mauer. 3x 0pt. Das hat sich Diego sicherlich anders vorgestellt.
Es folgte Philou (Team DPZ), welcher auch eine sehr solide Qualyleistung mit 2x 84pt. ablieferte. Der 3te Verfolger Andi (Drift Palace Team) konnte ebenfalls nich zu 100% überzeugen und qualifizierte sich punktgleich hinter Callum auf Platz 7.
Nun war Mister TQ an der Reihe. Marco (Drift Palace Team), welcher bereits 3x TQ in der Serie wurde, konnte sich auch im Finale an die Spitze setzen. Sehr hohe Fahrzeugbeherrschung, sehr schönes Fahrbild und eine sehr gesunde Aggressivität liessen den Platz 1 mit 92pt. resultieren.
Auch überzeugen konnte Toto (System-D), welcher an seinem ersten Wettkampf gleich auf Platz 3 fuhr. Anders als viele Anderen, fuhr Toto mit einem MST FXX2.0. Frontmotor, Akku RR, sehr scalige Karosserie. Das sehr schöne Fahrbild des Fahrzeuges überzeugt.
Die durchmischte Qualifikation lässt sehr spannende Paarungen für die Battles zu. So waren alle Verfolger um Platz 3 in der rechten Baumhälfte, somit käme es spätestens Halbfinale zum 1 gegen 1.
Und gleich die Knallerpaarung in der ersten Gruppe. Andi vs. Remo. Andi mit einem sehr guten Start, konnte eine gute Distanz zu Remo herausfahren. Dieser wollte nach der Entry die Lücke schliessen, verlor aber dabei die Vorderachse und schlug in die Bande ein. Im nachfolgenden Lauf zeigte Andi einen souveränen Chase, welcher ihm den Sieg bescherte. Eine herbe Enttäuschung für Remo, welcher nun nur noch Hoffen konnte auf ein frühes Ausscheiden seiner Kontrahenten um den 3ten Platz in der Meisterschaft sicher zu können.
Im Top8 Battle hiess die Paarung nun Toto vs. Andi. Toto startet mit einem sehr soliden Leadrun, indem Andi seine Schwierigkeiten hatte, den Winkel und die Linie von Toto zu kopieren.
Im 2ten run fuhr Andi einen sehr ähnlich starken Leadrun wie Toto im ersten Lauf. Toto kopierte aber Andi bezüglich des Winkels und der Linie und der Distanz besser. Eigentlich ein klarer Fall. Jedoch lies Toto beim Umschwung in der Mitte der Strecke Andi einwenig zu wenig Platz. Es kam zur Berührung. Andi liess sich davon nicht beirren und fuhr ohne eine Korrektur weiter. Der Sieg ging an Toto.
Erst nach mehreren angeschauten Wiederholungen kamen bei mir Zweifel auf. Der Kontakt war klein, ja. Aber hätte Toto den Umschwung noch vollenden können, ohne die Berührung? Ich bin mir da nicht sicher. Somit ein sehr schwieriger Entscheid. Das Video zum Lauf könnt ihr hier sehen:
Im road to Top16 battle musste sich Diego gegen seinen Teampartner Batu durchsetzten, um die Chancen auf Platz 3 aufrecht zu erhalten. Im ersten run touchiert leider Batu die Bande beim Leadrun, somit war das Battle beinahe schon entschieden. Diego musste nur noch einen sicheren Leadrun nach Hause fahren, was er auch tat.
Im Top16 Battle hiess sein Gegner Nelson, welcher mit einer starken Qualifikation überzeugte. Doch Nelson war in seinem Leadrun wie ausgetauscht. Die Linie stimmte von Anfang bis Ende überhaupt nicht. Diego konnte sowie einen soliden Chaserun, wie auch einen sehr guten Leadrun abliefern. Daher konnte er das Battle für sich entscheiden.
Nun kommen wir zu dem Battle mit dem überraschenden Sieger (Aus Sicht des Publikums).
Callum vs. Sven (Drift Palace Team). Da beide Fahrer den Leadrun in die Mauer setzten( untersteuer Problematik, welch schon Batu und Diego getroffen hatte), gab es ein OMT.
Bei Sven’s Leadrun kam es zur starken Berührung nach der Entry. Alle sahen wie Callum in Sven reinraste. Doch schon live war mir klar, dass diese Situation auch durch ein Bremsen an der falschen Stelle durch Sven ausgelöst werden kann. Da war ich sehr froh, den Videobeweis an meiner Seite zu haben. Darin wurde mir klar ersichtlich, wessen Fehler es war. Im Bild ist die Bremszone rot markiert. In diesem Bereich ist es dem Leadfahrzeug gestattet zu verlangsamen. Im 2ten Bild sieht man, wo Sven verlangsamt hat. Ebenfalls sieht man das Untersteuern (Welches er wohl korrigieren wollte und daher Geschwindigkeit verlor). Callum war nach der Bremszone wieder auf dem Gas um die Lücke zu schliessen, da er nicht mit einem so späten Bremser rechnete. Daher ging das Battle an Callum. Für mich ein deutlicher Entscheid.
Im Anschliessende Top8 Battle trafen Diego und Callum aufeinander. Diego zeigte einen soliden Leadrun, pushte aber im inneren Umschwung mit zu kleinem Winkel. Daher war es für Callum sehr schwierig die Nähe zu halten. Im 2ten Lauf zeigte Callum einen sehr soliden und fairen Leadrun, Diego liess sich aber nicht abschütteln und verfolgte ihn mit kleinem Abstand. Im inneren Umschwung fährt Callum die Linie & Winkel perfekt. Diego schnitt, wie schon bei seinem Leadrun mit weniger Winkel in den Umschwung und touchiert promt das Heck von Callum. Durch diese Berührung verlor Diego wieder seine Vorderachse und fuhr gerade aus. Sieg Callum, der vermeintliche Underdog wittert nun seine Chance auf den 3ten Gesamtplatz. Gleichzeitig fängt Remo an zu rechnen, ob es nun doch noch gereicht hat.
Ein weiteres Highlight der Battles war das Top16 Battle zwischen Philou und Vincent (Drift Valley). Philou zeigte einen sehr schönen Leadrun und drehte dann nochmals auf in seinem Chase-run. Was für einen Chase! Absolut sehenswert. Philou klar weiter im Top16.
Sein nächster Gegner, Sébastien (Drift Valley) Dieses Battle hatte es ebenfalls in sich.
Philou legte mit einem soliden Leadrun vor. Einzig auf der gerade hatte er eher zu viel Winkel und im inneren Umschwung verpasste er den Clippingpoint und war sehr nahe an einem Dreher. Sèbastien überzeugte ebenfalls in seinem Chaserun, auch wenn er noch Steigerungspotential hat.
Doch er steigerte sich! Sein Leadrun war nahezu Perfekt. Doch Philou liess sich ebenfalls nicht abschütteln. Meine Bewertung: Sébastien besseren Leadrun, Philou besserer Chaserun. Daher OMT.
Im Leadrun hatte Philou nun Mühe die richtige Linie zu finden und er war auch den Winkel lange am Korrigieren. Anders Sébastien, Wieder ein absolut genialen Leadrun. Philou konnte diesmal nicht mehr gleich gut folgen und so ging der Sieg an Sébastien.
Ein weiteres Highlight ist das Top8 Battle zwischen Marco und Greg. Kurioses im ersten Lauf. Am Anfang der Gerade zieht Greg in der Chase Position gerade, ende Gerade schmeisst Marco ihn zu aggressiv rein und überdrehte sich fast. Auch hier war das Publikum überrascht auf die Entscheidung des OMT. Doch durch das gerade Fahren von Greg war es gerechtfertigt. Doch im OMT machte Marco es Greg sehr einfach, indem er die Bande stark touchierte. Somit ist auch der letzte Palace Teamfahrer ausgeschieden.
Somit sind die Top4 Paarungen fix. Callum vs. Toto und Greg vs. Sébastien. Seien wir ehrlich, mit diesen Finalisten hatten wir vor dem Wettkampf nicht gerechnet, oder? Das erste Halbfinale war aber kein Augenschmaus. Callum zitterte sein Chaserun irgendwie nach Hause und Toto dreht sich in seinem Chase ohne Fremdeinwirkung ein. Auch das andere Halbfinale ist von Fehler geprägt. Schlussendlich konnte sich aber Sébastien den Sieg sichern. Auch im Battle um Platz 2 entschied sich das Battle durch einen crash. Hier ist aber anzumerkten, wie extrem Toto an seinem Gegner dran ist und ihn so zu diesem Fehler treibt. Sehr stark gefahren von Toto. Im Finale standen sich nun die zwei Rookies gegenüber. Sébastien mit einer extrem guten Tagesform, Callum mit dem nötigen Glück von den Fehlern anderer zu profitieren. Doch nicht im Finale. Sébastien zeigte wieder einen sehr soliden Leadrun, und einen ebenso soliden Chaserun. Hingegen Callum hatte seine Mühen in beiden Läufen.
Somit gab es die Schlussplatzierungen wie folgt:
Auch in der Meisterschaft blieb es trotz dem frühen Ausscheiden aller Anwärter (bis auf Callum) spannend. Schlussendlich reichte aber der Vorsprung von Remo aus, um seine Gegner in Schach zu halten. Einzig Callum konnte sich noch knapp an Andi vorbeiquetschen. Ein sehr knappes Ergebnis.
Es freut mich, dass die Meisterschaft von 34 verschiedenen Drifter gefahren wurde. Eine solch grosse Anteilnahme gab es bis zu diesem Jahr noch nie. Ich denke, mir ist es sehr gut gelungen, trotz des Wettbewerbes eine sehr familiäre und gemütliche Stimmung zu generieren. Dies war für mich immer wichtig. Driften ist mehr als reine competition. Ebenso freut es mich, dass es an jedem Lauf mindestens 17 Drifter anwesend waren. Somit waren die Events sicherlich auch eine gute Sache für die jeweiligen Strecken. Denn eine Strecke zu betreiben ist nicht einfach und vor allem nicht günstig.
Für nächste Saison hoffe ich, dass nochmals mehr Leute an den Events teilnehmen. Auch die, die früher/heute die Competition verteufelt hatten. Ich bin der Meinung, einen «Swiss Slidewars» Wettkampftag muss man zuerst einmal erlebt haben, um es zu verstehen und vor allem um es zu fühlen.
Ihr könnt also gespannt sein auf nächste Saison. 2021 wird es definitiv wieder eine Swiss Slidewars Championship geben!